Neuromuskuläre Rehabilitation bei Lähmungen

 

Was sind neuromuskuläre Störungsbilder?

Aufbau der Muskulatur bei Lähmungen

Das neuromotorische System ist ein Regelkreis. Dieser Regelkreis kann auf der neuromotorischen Ebene gestört sein durch Schädigungen der motorischen zentralnervösen Zentren, des Kleinhirns, der Leitungsbahnen im Rückenmark, der peripheren Nerven oder einzelner Muskeln. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und beruhen häufig auf Hirnblutungen, Viruserkrankungen oder Verletzungen. Allen Schädigungen ist gemeinsam, dass sie den motorischen Regelkreis unterbrechen bzw. stören und somit zu unterschiedlichen und teilweise komplexen Störungen von Muskelfunktionen führen. Diese Störungen lassen sich grob in drei Bereiche einteilen:

  • Lähmungen (Verlust der Willkürkontrolle)
  • abnormale Muskelaktivitäten (Krämpfe, Spastiken, Tremor)
  • Störungen von komplexen Bewegungsabläufen (durch mangelhafte Koordination)

Die häufigste Störung stellt dabei der Schlaganfall und die damit verbundenen Lähmungen (Paresen) dar. Das Ziel einer neuromuskulären Rehabilitation besteht demnach entweder in der Wiederherstellung der Willkürmotorik, der Reduzierung abnormaler Muskelaktivität oder der Verbesserung komplexer Bewegungsabläufe. Hierzu bedarf es neben des Biofeedbackgeräts eines Therapieprozesses der von Physiotherapeuten und Ergotherapeuten begleitet werden sollte.

Neuromuskuläre Rehabilitation mit Biofeedback

Grundlage für die Biofeedback Behandlung ist der Versuch die unterbrochene bzw. gestörte Informationsschleife im motorischen Regelkreis durch zusätzliche sensorische Information zu ersetzen. Diese Reorganisation des Regelkreises geschieht durch das EMG-Biofeedback. In Anlehnung an die drei oben beschriebenen Bereichen von Schädigungen gibt es zwei Ansatzmöglichkeiten des EMG-Biofeedback; einerseits wird versucht,

  • einzelne Muskeln zu stärken und aufzubauen und andererseits wird
  • auf die Zurückgewinnung der muskulären Kontrolle über abnormaler Muskelaktivität abgezielt.

Beide Möglichkeiten beinhalten die Erhöhung der Körperwahrnehmung.

Aufbau der Muskulatur bei Lähmungen

Ein großer Vorteil der Biofeedback-Behandlung mit EMG-Biofeedback bei Lähmungen besteht darin, dass die Muskelaktivität rückgemeldet wird bevor eine sichtbare Muskelbewegung erfolgt. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, verbliebene motorische Einheiten zu trainieren und die Motivation des Patienten an der Therapie festzuhalten wird deutlich gesteigert, da schon kleinste muskuläre Veränderungen als Erfolg verbucht werden. Nach Befestigung der Elektroden an den Extensoren der Unterarme wird dem Patienten zunächst der Zusammenhang zwischen Muskelaktivität und dem Biofeedbacksignal erläutert. Der Patient wird aufgefordert den gesunden Arm mehrmals anzuheben und dabei das Biofeedbacksignal genau zu beobachten. Das weitere Vorgehen besteht nun darin, dieselbe Bewegung mit dem gelähmten Arm zu machen. Dabei soll der Patient auf das Biofeedbacksignal achten, dass sich dem ersten Signal (von dem gesunden Arm stammend) immer mehr annähern sollte. Um die Motivation zu steigern sollte sich der Patient dabei konkrete Bewegungsabläufe aus dem Alltag vorstellen (z.B. einen Gegenstand heben, eine Türklinke drücken).